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Nun, mein künstlerischer Werdegang sagt natürlich nicht so viel aus, aber eben genug für alle, die sich darüber hinaus nicht für weiter Einzelheiten interessieren, und ich will schließlich niemanden langweilen. Und für die anderen möchte ich einiges erläutern, ergänzen, hinzufügen. Das ist jetzt gewissermaßen das Kleingedruckte, das sowieso niemand lesen muss, so glaubt man.

Die Spuren des Lippenstiftes meiner Mutter (ein anderes Zeichenwerkzeug hatte ich damals noch nicht) sind noch heute auf einigen alten Familienfotos zu sehen, und da war ich wohl etwa ein Jahr alt. Von da an ließ mich die Idee zu zeichnen nicht mehr los, und auch in späteren Jahren waren meine Geburtstags- und Weihnachtswünsche zunächst ausschließlich Zeichenpapier und Bleistifte (Kugelschreiber wurden wohl erst später erfunden), später auch Bücher, aber dazu musste ich erst einmal lesen lernen.

1953 bekam ich zu meinem Geburtstag meinen ersten Fotoapparat, eine Bilora Boy, ähnlich wie die weit verbreitete Agfa-Box, aber aus eleganterem braunen Plastik und mit einem besseren Sucher. Leider haben meine Eltern nicht berücksichtigt, dass das Entwickeln der Filme und Abzüge auch Geld kostet, und somit waren meine fotografischen Aktivitäten etwas eingeschränkt, was meine Motivation aber keineswegs milderte. Ich glaube, durch die Fotografie habe ich schon sehr früh anders sehen gelernt.

Gezeichnet habe ich immer, aber auch mein Interesse an der Fotografie hatte Bestand. 1962 begann meine Lehre als Feinmechaniker bei den Rollei-Werken in Braunschweig, die für mich drei Auswirkungen hatte. Zum einen war mir schnell klar, dass ich nicht mein ganzes Leben mein Geld als Feinmechaniker verdienen würde. Zum anderen habe ich aber davon profitiert, dass man sich Rollei-Kameras kostenlos ausleihen konnte, wovon ich durchgängig Gebrauch gemacht habe. Zum dritten gehörten zum Ausbildungsplan 2 Monate Arbeit im Fotolabor, und daraus wurde mein Wunsch geboren, irgendwann ein eigenes Labor zu haben, den ich dann später verwirklicht habe. Mein Interesse lag dabei fast ausschließlich in der SW-Fotografie, und ich denke, auch das hat mein Sehen beeinflusst und hat mich der Zeichnung näher gebracht als der Malerei. (Auch die Musik hatte mich leicht berührt; von meinem geringen Lehrlings-Gehalt habe ich mir in Ratenzahlung meine erste Gitarre gekauft, die ich noch heute besitze, aber mein Talent entsprach nicht annähernd meinen Erwartungen.)

Während und nach meiner Lehre entstanden unüberwindliche (vielleicht pubertäre) Konflikte mit meinen Eltern, was mich veranlasst hat, mich nach einem halben Jahr Facharbeiter-Tätigkeit freiwillig für vier Jahre zur Bundeswehr zu flüchten (nach Nienburg an der Weser, weit genug weg von Braunschweig), was ich nach 3 Tagen Wehrdienst ziemlich bereut habe. Ich war nicht bereit und wohl auch nicht in der Lage, mich irgendwelchen Psychopathen unterzuordnen (von denen es mehr gab als man glauben möchte), was wiederum meine Beförderungen weitgehend verhinderte (mein Dienstgrad nach vier Jahren war gerade eben Obergefreiter, was mich allerdings kaum gestört hat). Nachdem man festgestellt hat, dass man mich nirgendwo so richtig gebrauchen konnte, ist man nach einem Jahr meinem Wunsch nachgekommen, mich zu den Hundeführern zu versetzen, die ein Munitionsdepot außerhalb der Kaserne zu bewachen hatten, und das war dann eigentlich ein dreijähriger Urlaub in einem netten Waldgebiet, in dem ich viel Zeit hatte zu lesen, zu lernen (mein privates Philosophie-Studium und meine Vorbereitung auf die Immaturenprüfung s.u.) und natürlich zu zeichnen. Ich bereue etwas, dass ich damals fast alle Zeichnungen verschenkt habe (die Nachfrage war groß) und sie so aus den Augen verloren habe.

Nach der Bundeswehrzeit fühlte ich mich absolut frei, habe geheiratet (was die Freiheit wieder etwas einschränkte) und an der PH Braunschweig Pädagogik studiert (Fächer: Mathematik, Geschichte und natürlich Kunst, und was sonst noch dazugehört wie Psychologie, Philosophie, Soziologie und eben Pädagogik). So ging es also weiter mit der Kunst.

Danach war ich 37 Jahre als Lehrer (vorwiegend Kunsterzieher) tätig, zuerst im Kreis Nienburg/Weser (wo ich auch zeitweise Fotografie an der Volkshochschule unterrichtet habe) und später im Kreis Peine. Alle Zeichnungen dieser Zeit entstanden mehr oder weniger nebenbei, denn sehr viel Zeit dazu ließ mir mein Beruf nicht. Da ich ohnehin in Braunschweig gewohnt habe, habe ich es mir geleistet, nebenbei einige Semester an der HBK zu studieren, aber meine wirkliche Berufung zur Zeichnung habe ich erst nach meiner Pensionierung verwirklichen können, und das auch erst mit dreijähriger Verzögerung. Aber dann war ich plötzlich mittendrin in meinem neuen (und wichtigsten) Beruf, arbeite seit 2014 endlich intensiv, und habe meine „Kugelschreiber-Zeichnungen“ 2015/2016 fünfmal ausgestellt.

Alles Weitere mag man zwischen den Zeilen lesen.